Kunstfahrt

© Hermann Nitsch

Fr, 30.08.2024, 13.00 Uhr
Nitsch Museum Mistelbach

„Jorn – Nitsch“ ist die erste Ausstellung im nitsch museum Mistelbach, bei der Hermann Nitschs künstlerisches Werk einer zweiten Position gegenübergestellt wird. 
Asger Jorn (1914, Vejrum – 1973, Aarhus / Dänemark) zählt neben Karel Appel und Pierre Alechinsky zu den bekanntesten Protagonisten der CoBrA-Gruppe, eine der führenden Avantgardebewegungen der Nachkriegszeit in Europa, die sich für Ursprünglichkeit und Freiheit der Kunst ausgesprochen haben. Florian Steininger, der künstlerische Direktor der Kunsthalle Krems, hat diese Ausstellung kuratiert.  Zeitgleich wird im Museum Jorn, Silkeborg eine Hermann Nitsch Personale gezeigt, die am 13. Juni eröffnet wird.

Die größten Gemeinsamkeiten der beiden Künstler finden sich im Mythisch-Kultischen sowie im Gestisch-Materiellen der Malerei. Asger Jorn thematisiert die nordische Kultur, das „Vandalische“ in Form von archaischen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen. Jorns künstlerische Auseinandersetzung mit dem Keltischen im nordeuropäischen Kulturkreis der Urgeschichte bildet einen Brückenschlag zum benachbarten MAMUZ Museum in Mistelbach. Nitsch taucht in die spirituell-dionysische Welt des Rausches, der Ekstase, der Erotik, des Schmerzes, der Vernichtung und schlussendlich der Auferstehung ein. 

Jorns sowie Nitschs Malerei sind von sinnlicher Kraft, körperlichem Einsatz und Materialität geprägt. Mit seinen Aktionsmalereien und Schüttbildern ab den frühen 1960er-Jahren hatte der Wiener Aktionist das Tafelbild entschieden erweitert und als Vorstufe zu seinem Orgien Mysterien Theater definiert. Vor allem ist sein malerisches Spätwerk von gestischen Entladungen in pastoser Materialität und kräftigem Kolorit erfüllt. Jorn schöpft aus dem Unbewussten jenseits der rationalen Welt und schafft hybrid-organische Formverwilderungen, die sich in eine abstrakte Malereisubstanz auflösen. 

Eine weitere Parallele findet sich im Einsatz der Zeichnung und dem Primat der Linie, ob Jorns archaisch-kindliche Kopffüßler und Mensch-Tier-Kreationen oder Nitschs anatomisch sowie organisch geprägte Architektur-Notationen seines grafischen Werks.

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