© Hall Collection. Courtesy Hall Art Foundation, Bildrecht, Wien 2024

Die US-amerikanische Malerin Susan Rothenberg (1945–2020) gilt als führende Vertreterin des Neoexpressionismus. Als eine zentrale Persönlichkeit in der männerdominierten Strömung legte sie zu Beginn der 1980er-Jahre den Grundstein dafür, dass die figurative Malerei wieder an Bedeutung gewann. Rothenberg verband figurative Darstellungen mit intensiven emotionalen Inhalten und hinterließ damit einen nachhaltigen Eindruck in der Kunstgeschichte.

Ikonische Pferdegemälde und der Weg zum Neoexpressionismus

Susan Rothenberg ist vor allem für ihre ikonischen Pferdegemälde bekannt, die in den 1970er-Jahren zu Symbolen der US-amerikanischen Malerei wurden. Diese Werke ebnen den Weg von der minimalistischen Kunst hin zu einer neuen, figurativ-expressionistischen Ära. 1978 ist Rothenberg mit ihren „Horse Paintings“ Teil der legendären Ausstellung „New Image Painting“ im Whitney Museum of American Art in New York. Diese Arbeiten werden als Türöffner für die Rückkehr zur Figuration gefeiert und machen Rothenberg zur Pionierin des Neoexpressionismus. 1982 ist sie als einzige weibliche Künstlerin neben Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Julian Schnabel u. a. in der Berliner Zeitgeist-Schau vertreten, die als eine der Gründungsausstellungen dieser Strömung gilt.

    Ranchleben in New Mexico mit Bruce Nauman

    Die Ausstellung in der Kunsthalle Krems umfasst rund 37 Gemälde und Arbeiten auf Papier aus Rothenbergs Schaffensperiode von fünf Jahrzehnten. Von ihren minimalistischen Pferdebildern der 1970er-Jahre ausgehend spannt die Schau den Bogen zu neoexpressionistischen Werken der 1980er-Jahre und darüber hinaus. Diese sind von dynamischen, landschaftlichen und tierischen Motiven geprägt. Sie entstehen auf einer Pferderanch in New Mexico, wo Rothenberg mit ihrem Mann, dem Künstler Bruce Naumann, lebte. Zu jener Zeit richtet sie ihren Blick intensiv auf die Tierwelt und die Landschaften der Region. Das Spätwerk inkludiert Bilder von Marionetten und fragmentierten, menschlichen Körpern sowie realistisch-malerische Tierdarstellungen, in denen Rothenberg ihren Ausdruck weiter verfeinert. 

    Werke aus bedeutenden Sammlungen

    Den Kern der Schau bilden Werke der Hall Art Foundation, die über die weltweit größte Sammlung von Rothenbergs Arbeiten verfügt. Ergänzt wird die Ausstellung durch Leihgaben aus renommierten Museen wie dem MoMA und dem Whitney Museum in New York, dem Stedelijk Museum in Amsterdam sowie aus bedeutenden Privatsammlungen. Die Galerie Sperone Westwater, New York, unterstützt das Projekt und die authentische Präsentation von Rothenbergs Werk.

    80. Geburtstag einer Pionierin

    Die Ausstellung in der Kunsthalle Krems würdigt die bahnbrechende Rolle Susan Rothenbergs in der zeitgenössischen Kunstgeschichte. Die Werke der Künstlerin stehen nicht nur für ihre individuelle Vision, sondern auch für die Entwicklung des Neoexpressionismus und die Rückkehr zur Figuration in der Kunst der 1970er- und 1980er-Jahre. Susan Rothenberg hätte 2025 ihren 80. Geburtstag gefeiert. Die Ausstellung ist die erste umfassende monografische Schau ihres Œuvres in Österreich.
     

    Kurator: Florian Steininger

     

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