Ein Teil der Arbeiten, die in Westport entstanden sind, wurden danach im NoeDok im Rahmen einer Gruppenausstellung als Installation gezeigt mit dem Titel WARMING SYSTEMS.

Der Titel legt unterschiedliche Bedeutungen nahe. Es fühlt sich so an, als ob sich die Systeme in denen wir leben erwärmen, sie heizen sich auf. Hitze, Wärme sind aber ebenso positive Kräfte, Energie ist notwendig für Bewegung, Austausch, Interaktion. 

Warming Systems denkt über künstlerische Arbeitsprozesse nach. Was hält uns am arbeiten und in Bewegung, was hält uns warm? Die meisten gehören nicht zu dem geringen Prozentsatz an Künstler:innen, deren Einkommen für ein Mittelklasse-Leben ausreicht. Trotzdem werden wir beneidet für eine unserem Beruf zugeschriebene Freiheit, die wir auch haben, wenn es z.b. um soziale Konventionen in konservativen Lebensentwürfen geht. Gleichzeitig kämpfen wir – meistens finanziell, aber auch mit Sichtbarkeit oder unserer Arbeit – und dennoch möchten wir unseren Beruf nicht los lassen. Wir wollen die Zeit nicht loslassen, die wir in unseren Studios verbringen, die Zeit in der wir arbeiten und nachdenken, uns herausfordern, indem wir nach etwas suchen, von dem wir oft noch nicht wissen wie es aussehen wird. 

Künstlerische Arbeitsaufenthalte sind besonders. Meist sind sie intensiv. Wir begeben uns für einen begrenzten Zeitraum in eine unbekannte Arbeitsumgebung. Manche kommen mit speziellen (Recherche)konzepten, manche bringen ihre Studio Praxis als Ausgangspunkt mit, manche (wie ich) unmögliche Aufgaben wie z.b. die Oberfläche des Meeres zu drucken, manche bringen Bücher und andere sind einfach müde. 

Auf einer Residency treffen wir Menschen, andere Künstler:innen. Wir tauschen Gedanken, zeigen unsere Arbeiten, wir teilen Ideen, Blickwinkel, Perspektiven, Essen, schlechte Witze, wir arbeiten zusammen oder nebeneinander, wir sehen andere Möglichkeiten dasselbe oder anderes zu tun. Wir bringen Dinge, Denksysteme, Formen, Farben. Muttermale werden zu Wahrzeichen in einer anderen Umgebung. Wir ändern die Farben, die wir benutzen, weil das Licht vielleicht anders ist, Stimmungen, oder die Farben, die in einem gewissen geografischen und kulturellem Raum dominieren. 

Wir verändern vielleicht unseren Geschmack oder probieren etwas anderes, halten Ausschau nach dem Seltsamen, bleiben kritisch gegenüber dem Schönen, während wir Regenbögen und dramatische Lichtwechsel bewundern. 

Alle Arbeiten sind im Oktober 2023 in Westport, Irland in der Druckwerkstatt der „Custom House Studios“ entstanden. Die Wandarbeit basiert auf zwei Bildausschnitten, die die Fließrichtung des Wassers im Heizsystem der Werkstatt zeigen. 

Austauschinstitution: Custom House Studios, Westport, Irland
Aufenthalt: Oktober 2023